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Fraser Island und der Anti-Climax

Dieser Text stand schon länger in meinem kleinen Büchlein, aber erst jetzt komme ich dazu ihn zu digitalisieren und durch die Weiten des weltumspannenden Netzes zu senden. Er beginnt mit folgenden Worten:

Dreiundzwanzigster Mai: Eigentlich soll ich ja all die schönen Ereignisse Aufschreiben, aber jetzt gerade bin ich nicht in der Stimmung…

Dann kam lange nichts…

Der nächste Eintrag, drei Tage später, lautet:

Heute geht es mir schon viel besser. Rainbow Beach war einfach nur schrecklich. Total deprimierend und fad. Das Hostel, voll mit trinkenden Teenies oder gerade Twen gewordenen Rucksacktouristen die aufgrund einer Schlechtwetterwarnung nicht auf die Insel können und sich so die Zeit mit Saufspielen vertreiben mussten, war eigentlich nur ein Umschlagplatz für Leute die nach Fraser Island wollen. Der Ort bestand quasi nur aus solchen Hostels und ein paar überteuerten Supermärkten. Jedenfalls hasste ich den Platz und musste unbedingt weg.

Es kann aber auch sein, dass sich nach den drei Tagen Fraser Island in einer tollen Gruppe und mit super Wetter ein großes Loch aufgetan hat, in das ich reingefallen bin.

Fraser Island

Ich wurde um acht Uhr am Busbahnhof in Noosa abgeholt. Es regnete in Strömen und es hatte schon seit gestern Abend nicht aufgehört. Das war das erste Mal, dass ich bei Regen mit Sack und Pack unterwegs war, Sonst begleitete mich immer schönster Sonnenschein. Zuerst fuhren wir mit dem dunkelblauen Tourbus, der genauso viele Sitze wie später Fahrgäste hatte, nach Rainbow Beach, um noch einige andere Teilnehmer einzusammeln. Dort mussten wir auf drei Engländer warten, weil wegen des schlechten Wetters die Straßen Teilweise überschwemmt und gesperrt waren und sich zudem auch noch einige Unfälle ereignet hatten. Der Nachrichtensprecher im Radio verkündete außerdem, dass in Noosa in der Nacht ca. 1000 Haushalte ohne Strom gewesen sind und am Vormittag immer noch 500 Häuser im Dunkeln standen. Naja – wenigstens hatten sie fließend Wasser – HAHA!

Gegen Mittag kamen wir dann auf der Insel an. Die Fähre war ziemlich klein und auf ihr stand nur unser Tour Bus. Die Fahrt dauerte nicht lang, reichte aber genau um kurz auszusteigen und ein paar Fotos zu machen. Auf Fraser Island angekommen, sind wir zuerst eine Zeit lang Richtung Norden die Insel hochgefahren. Die See war sehr rau und der Himmel stark bewölkt, aber geregnet hat es nicht. Irgendwann sind wir dann abgebogen und ins Innere der Insel gefahren. So kamen wir durch ein dichtes Waldgebiet mit vielen sehr großen Bäumen. Leider wurden davon schon sehr viele gefällt, da man früher noch nicht so auf die Natur geachtet hat und die Bäume sehr profitabel sind. da sie sehr hoch und kerzengerade wachsen eignen sie sich besonders gut um daraus Schiffe, Häuser und andere große dinge zu bauen.

Früher wohnten hier auch noch Aboridgines auf der Insel, doch die wurden erst von Cpt. Fraser, der die Insel entdeckt hat, zum Bäume fällen versklavt und als sie sich später an ihm rächten und ihm zwei Speere in die Augen stachen und ihn kopfüber mit dem Gesicht nach Osten (Ganz böse!) vergruben und nur die Füße rausgucken ließen, da kamen die Weißen von dem Festland und haben die eingeborenen vertrieben, sprich erschossen und gemeuchelt. Heute wohnt kein einziger Abo mehr auf Fraser Island.

Hinter dem Wald lag ein See so klar, dass man daraus trinken konnte. Das Wasser war vorne glasklar, so dass man den weißen Sand sehen konnte, wurde dann türkis und weiter hinten dunkelblau. Dort wo das Wasser schlagartig dunkelblau ging es steil in die Tiefe. Dort war der See acht Meter tief. Leider war es sehr bewölkt, sodass wir nicht baden und uns sonnen konnten. Bei Sonnenschein hätten wir hier mehr Zeit verbracht.

Wir fuhren also weiter und hielten kurze Zeit später an einem Eingang zum Regenwald. Dort gab es viele interessante Sachen zu sehen. Verschiedenste Tiere und Pflanzen, Vögel, Pilze und Bäume. Einige davon habt Ihr vielleicht schon auf meiner flickr Seite entdeckt. Hier habe ich schöne Fotos gemacht, doch mir blieb nicht viel Zeit zum Fotografieren. Die Gruppe lief ja weiter. Nach einiger zeit war die Luft so feucht, dass mir die Linse der Kamera beschlug, und das Objektiv beim Zoomen komische Geräusche von sich gab. Dann habe ich die Kamera lieber schnell eingepackt, bin weiter gewandert und habe die Natur bewundert.

Auf der Fahrt zu unserem Nachtlager haben wir dann noch zwei Dingos gesehen, das ist eine wilde Hundeart die hier lebt. Die Tiere sind schon an die Menschen gewöhnt und suchen auf den Zeltplätzen nach essen. Wenn man sie nicht provoziert sind sie ungefährlich, man soll sie ignorieren und ihnen aus dem Weg gehen.

Abends wurde ein großes Barbie veranstaltet. Für die, die nicht wissen was ein Barbie ist ein kurzer Ausflug in die Geschichte des australischen Sprachgebrauchs: In Australien ist es Gang und Gäbe alle Wörter zu verkürzen, verstümmeln oder mit zusätzlichen Os zu versehen. So wird aus dem barbecue Barbie, aus der Stadt Brisbane, Brissie und aus dem Bottleshop ein Bottelo. Das gleiche gilt auch für Namen. Aus Albert wird Al, aus Jennifer Jen, und Matthew zu Matto.

Nach dem Essen saß ich noch mit einigen deutschen am Tisch und wir unterhielten uns drei Stunden lang über verschiedene Dinge. Mittlerweile waren alle anderen Tische leer und mir fiel auf, dass dieses nach dem Essen am Tisch sitzen bleiben und sich unterhalten eine deutsche Eigeneart sein muss. Da der nächste Tag wieder früh anfangen sollte und ich auch schon seit halb sieben Uhr auf den Beinen war, ging es für mich relativ früh ins Bett.

Morgens frühstückten wir gemeinsam und bereiteten uns Wraps für das Mittagessen vor. Dann brachen wir auf und fuhren wieder am Strand gen Norden. Heute war das Wetter, entgegen aller Vorhersagen sonnig und fast Wolkenfrei.

Der erste Stopp war an einem Creek (Flusslauf ins Meer) Nicht wirklich spannend, aber auch nicht unbedingt öde. Dann fuhren wir zu einem alten Schiffswrack. Das war schon ganz verrostet und kaputt. Das war schon spannender. Die Wellen schlugen gegen das rostige Schiff und platschten in hohem Bogen auf den Sandstrand. Einige unvorsichtige Touristen wurden dabei ganz schön nass als sie zu nah an das Wrack gingen um Fotos von sich und dem alten Kahn zu machen.

Nachdem alle ihre Fotos gemacht haben fuhren wir weiter und kletterten auf die „Indian Heads“, auf denen früher die Aboridgines standen um Cpt. Fraser vor dem Auflaufen auf ein Riff zu warnen. Sie riefen und fuchtelten mit den Armen und Fraser freute sich über die freundliche Begrüßung, doch dann sah er erst was die Eingeborenen meinten. Wie die Geschichte endete habe ich ja bereits geschrieben.

Später fuhren wir zu den „Champagne Pools“ Das sind von Felsen umgebene Becken in denen sich bei Hochwasser das Wasser sammelt, und weil es durch die Wellen so sprudelt wie Champagner gab man ihnen den Namen „Champagne Pools“.

Abends mussten wir relativ früh wieder zurück, da das Hochwasser den kompletten Strand überschwemmt. Auf der Rückfahrt war das Wasser schon ziemlich hoch, sodass wir nur einen schmalen Streifen am Strand zum drauf Fahren hatten. Entlang des Wegen fanden wir noch zwei Franzosen, die mit ihrem Jeep im Sand feststeckten. Denen halfen wir schnell aus der Patsche. Das Wasser stand nämlich schon ziemlich hoch. Und wären sie weiter steckengeblieben, dann hätten sie das Auto verloren.

Zum Abendessen gab es Pasta mit Tomaten-Hack-Sauce. Einfach, lecker und reichhaltig. Später am Abend gingen wir dann noch in den Pub der Insel. Auf dem Weg dort hin war es so dunkel, dass die Sterne einmalig schön geleuchtet haben. So etwas kann man in der Stadt gar nicht erleben, weil es dort viel zu hell ist, sodass man das schwache Licht der meisten Sterne einfach nicht sieht. Es war einfach nur schön!

Als wir aus dem Pub kamen war es zwei Uhr morgens. Schnell schlafen. Morgen ist der letzte Tag

Und auch der letzte Tag war entgegen den Vorhersagen der Meteorologen wunderschön und sonnig warm. Der Morgen spielte sich genau wie der vorherige ab. Aufstehen, duschen, frühstücken, Mittagessen vorbereiten und aufbrechen. Wir fuhren zu einem kleinen See hinter einer ganz großen Sanddüne, die aussah wie eine kleine Wüste. Hunderte Meter nur Sand. Und im Hintergrund ein paar Bäume. An dem See haben wir uns gesonnt und man konnte mit einem Brett die steile Düne runterfahren und im See landen. Der See war klein und trüb grün. In ihm waren Fische die man unter der Oberfläche des Wassers als dunkle Schatten sehen konnte.

Nach dem Sonnenbad fuhren wir wieder zurück an den Meeresstrand und aßen dort unsere vorbereiteten Wraps. Doch zuerst mussten wir die fast drei Kilometer durch die Sandwüste zurück laufen. Nachmittags machten wir uns dann auf den Weg Fraser Island wieder mit der kleinen Fähre zu verlassen.

Das waren die drei wunderschönen Tage auf der größten Sandinsel der Welt.

Ein Kommentar

  • Mr. Nils

    Heeho Hauke,
    Super – mal wieder neuer Stoff. Der Stoff aus dem das Leben ist. Deiner Beschreibung nach hoert sich alles fantastisch an. Kann man nicht wirklich mit dem Alkatraz der Nordsee, Norderney, vergleichen. Die Pilze auf den Bildern kannte ich noch gar nicht. (letzte Worte…..

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