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Cairns

Als ob die Fahrt von vorgestern nicht genug waren buchte ich ohne mit der Wimper zu zucken eine weitere Tour mit dem Greyhound. Dieses Mal sollte es 17 Stunden dauern. In der Zeit fährt man fast durch halb Europa, doch ich fuhr nur in die Nächstbeste Stadt, nämlich nach Cairns.
Ich hatte noch bis 18 Uhr Zeit, da der Bus über Nacht fuhr und wieder an der Nahe gelegenen Tankstelle/Raststädte mit angeschlossenem Transit Terminal abfuhr. Um 1730 brachte Peter mich zum Bus und wir verabschiedeten uns. Es wurde langsam Dunkel. Auf den Straßen war durchschnittlich viel Verkehr – Nichts aufregendes. Gegenüber der Haltestelle war ein Beleuchtetes Cricketfeld auf dem Jugendliche Sport machten. Einige liefen in Gruppen um das Feld. Andere warfen Bälle hin und her. Wie genau dieser Sport funktioniert habe ich nie verstanden. Ein wie ein Bombenentschärfer gekleideter Sportler mit einer Planke in der Hand wird mit einem Ball beworfen. Trifft der Ball die Planke springen alle auf und jubeln. Vielleicht habe ich irgendwann einmal Zeit und Lust mich damit genauer auseinander zu setzen. Jetzt galt meine Aufmerksamkeit dem Geschrei der jungen Vögel und Flughunde die bei Beginn der Dämmerung gefüttert werden wollen und das auch lauthals kundtun. In den Bäumen scheinen sie zu hunderten herumzuhängen und ihrem Hunger ausdruck verleihen. Es hört sich fast an als ob die Bäume kreischen würden da man nichts von den Tieren sieht, aber umso mehr von ihnen hört. Am sich langsam rosarot – orange färbenden Himmel sah ich dann die erwachsenen Flughunde herumflattern, die sich aufmachten um für ihre Jungen Nahrung zu suchen.
Um 18:30 kam der Bus dann – mit lediglich 25 Minuten Verspätung – am Transit Center an. Einige Fahrgäste stiegen aus, und ich lud mein Gepäck ein. Der Fahrer erledigte noch irgendwas in der Raststädte und wollte dann mein Ticket kontrollieren. Als ich ihm meinen Reisepass entgegenstreckte murmelte er irgendetwas von wegen Papier ausdruck. Natürlich, so wusste ich, ist es auch möglich mit PhotoID und ohne ausgedrucktes Ticket mitzufahren. Ich erzählte ihm ich sei in einem Hostel ohne Möglichkeit etwas auszudrucken gewesen. Ach immer die gleichen Ausreden bei euch murmelte er und ließ mich passieren.
Ich verstaute mein Handgepäck, zog die Gardinen zu und machte es mir, so weit in einem Reisebus möglich, bequem. Nach zwei Stunden fahrt durch das Nichts – nichts anderes als Bäume und Wiesen – hielten wir an einer einsamen Tankstelle um eine kurze Pause zu machen. Ich vertrat mir so gut es ging die Beine und schaute mich kurz in dem Tankstellenshop um. Nach 15min ging es dann weiter durch die Unendlichen Weiten des größten Kontinents der Welt. Weitere 4 Stunden später widerholte sich das ganze. Pause – Klo – Rumlaufen damit die Beine wieder zum leben erweckt werden – Weiter fahren. Zwischendurch schauten wir einen Schlechten Piratenfilm auf dem viel zu kleinen Fernseher der ganz vorne im Bus hing. Doch der Ton schallte über alle Lautsprecher im ganzen Bus, die über jeder Sitzreihe angebracht waren, sodass man ob man wollte oder nicht, hörte was in dem Film passierte. Danach versuchte ich zu schlafen und mich über zwei Sitzreihen auszubreiten. Leider war das Klo ganz am Ende des Busses, sodass jeder der ein Geschäft zu erledigen hatte, an allen Plätzen vorbei musste. Nach einiger Zeit schliefen dann aber auch alle anderen was zur folge hatte dass niemand aufs Klo wollte und ich auch ein wenig schlafen konnte. Die nächsten acht Stunden verbrachte ich mit schlafen, aufwachen und wieder einschlafen.
Als ich das letzte mal aufwachte war es bereits hell. Wir hielten wieder an einer Raststädte wo ich mir einen Schoko-Croissant und einen Kaffee zum Frühstück kaufte. Mit Sonnenbrille und Hut ging ich schlaftrunken an den kleinen Café-Stand der sich mitten in einer Art Bus check-in Terminal befand. Es bediente mich eine ältere, freundliche Dame in der Uniform des Cafés. Da ich kein Bargeld dabei hatte wollte ich meinen Einkauf– ganz selbstverständlich – mit Karte begleichen. An der Seite der Kasse hing ein Schild das besagte man könne nur Beträge ab $10 mit Karte bezahlen. Hmpf – Nagut, dann nehme ich noch einen EisKaffee dazu. „$11.10, vielen Dank“. „Grml“
Naja, nicht mein Morgen. Der vorletzte Halt war an einem kleinen Einkaufszentrum. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern bis wir in Cairns sind. Ich holte meinen Laptop raus um nochmal schnell zu checken wo mein Hostel ist und wann ich da sein musste. Zu meinem erstaunen gab es auf dem Platz als ich im Bus saß ein öffentliches WLan. So habe ich nochmal schnell meine Emails gecheckt und ein bisschen rumgesurft bis wir weiterfuhren und die Verbindung abriss.
So langsam nahm die Landschaft wieder einen schöneren Anblick an. Grüne, von Bäumen bewachsene Hügel, Flüsse und bunte Blumenwiesen. Auf der rechten Seite konnte man sogar das Meer sehen. Das waren die sogenannten Table Lands. Von denen Cairns umgeben ist.
Um zwölf Uhr mittags kamen wir dann in Cairns an. Ein großer Parkplatz tat sich auf nachdem wir durch die Bayside Road in Richtung Wasser fuhren. Der Bus hielt an der Parkbucht wo ca. 50 Leute standen die aussahen als ob sie auf einen Bus warteten. Als wir alle ausstiegen waren es 100 Leute und ca 150 Gepäckstücke die dort vor dem Bus standen. Irgendwann habe ich dann Gepäck zusammen gehabt und bin erstmal 20m weggegangen um mich zu sammeln und zu orientieren. An den Busterminals liefen junge Läute rum die Übernachtungsangebote von Hostels in Cairns feilboten. Da ich ja meine Unterkunft schon gebucht hatte lehnte ich dankend ab und machte mich erstmal in Richtung Stadt auf. Als ich auf das erste Straßenschild schaute dass mir über den Weg lief stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass ich direkt in der richtigen Straße war. Jetzt musste ich noch 10 Minuten weiter laufen und schon war ich an meinem Hostel angekommen. Nach dem Check-In und dem üblichen Gepäckverstaue ruhte ich mich ein wenig aus. Nachmittags ging ich in die Stadt um die Gegend etwas zu erkunden, und im Supermarkt Essen für den Abend zu kaufen.
Es war sehr(!) warm und auch etwas drückend. Da ich solch ein Wetter nicht mehr gewohnt war brauchte ich etwas um mich zu akklimatisieren. Die folgenden Tage waren wunderschön. Sonnig und wolkenlos. Abends regnete es zwar manchmal, aber nie richtig doll und auch immer nur für zwei bis fünf Minuten. Selbst wenn man zu der Zeit draußen war, war man kurz drauf wieder trocken weil es so warm war.
Tagsüber konnte man die Zeit am Hostelpool, oder im kostenlosen Freibad, dass die Lagune genannt wird, verbringen. Der Name kam nicht von ungefähr, denn dort gab es einen Sandstrand und eine Liegewiese. Die hellhäutigen konnten unter den schattenspendenden Bäumen Schutz vor der sengenden Sonne suchen. Wie in Australien üblich gab es hier auch an jeder Ecke Trinkbrunnen mit frischem kühlen Wasser, sodass niemand verdursten musste.
Den Weg vom Hostel zur Lagune säumte ein hölzerner Weg der parallel zum Meer verläuft. Bei Niedrigwasser sah es eher nach Schlick und Wiese aus als nach Meer. Auf der anderen Seite des Holzstegs befand sich ein Grünstreifen und ein Zweispuriger Fahrradweg. Auf dem Grün waren Möglichkeiten zum Sport treiben, sprich Stangen für Klimmzüge, Geräte für Sit-Ups, Hockwenden und weitere Geräte aufgebaut. Wer keinen Sport treiben mochte konnte an den vielen Barbecue-Stationen sein mitgebrachtes Grillgut zubereiten. Hinter dem Fahrradweg befand sich die Esplande, die Straße entlang des Wassers, an der ein Campervan hinter dem anderen parkte. In Cairns kann man um diese Jahreszeit keine 100 m zurücklegen ohne nicht mindestens einem Backpacker zu begegnen.
Am Wochenende hatte der Grünmarkt „Rusty Markets“ jede Menge frische Früchte und Obstsorten aller Art zu bieten. Da er nur am Wochenende geöffnet ist deckte ich mich immer am Sonntagnachmittag gegen Marktschluss mit Früchten für die ganze Woche ein. Zum Beispiel kaufte ich eines Sonntags eine Tüte Weintrauben, 7 Bananen, eine Ananas und einen Custard Apple (Deutscher Name z.Zt. Unbekannt) für $4.5 (knapp 3 Euro). Sehr günstig.
Circa 30 Minuten vom Hostel entfernt war der Botanische Garten zu finden. In diesem Regenwald gab es viele Mücken und wahrscheinlich auch andere Tiere, aber die versteckten sich sehr gut vor uns. Zerstochen kamen wir von unserer Expedition wieder. Da es schon relativ spät war konnten wir nicht mehr so viele Fotos machen als wir durch den Regenwald huschten.
Ein typischer Tag in Cairns lässt sich mit folgenden der Worten beschreiben:
Aufstehen – Sonnen – Schlafen.
Manchmal gab es auch atypische Tage, die beinhalteten dann z.B. einen Wanderausflug auf den Berg hinterm Regenwald, eine 50 Minütige Busfahrt zum nördlich von Cairns gelegenen Palm Cove Strand oder eine Segeltour aufs Great Barrier Reef. Aber diesem außerordentlichen Ereignis möchte ich einen eigenen Eintrag widmen. Ihr könnt also gespannt sein!

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