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One Arm Point

Eigentlich war der Strand in One Arm Point nichts besonderes. Sehr schön und weiß, doch davon gibt es viele in Australien. Eigentlich wollten wir gerade wieder nach Broome fahren, doch dann kam alles ganz anders. Zur Mittagszeit, als wir gerade unsere Fertignudeln verspeist hatten und am Einpacken waren, trafen wir auf drei Aborigines die am Strand spazieren gingen. Einer sah uns und sprach uns an:“Hey ich zeig euch mal was“, Dann warf er Überreste von Schildkröteninnereien ins Wasser. Die Gedärme waren sauber. Vom Wasser angespült lagen überall schneeweiße Knochen von Riesenschildkröten rum. Nach kurzer Zeit waren vier Haie, vom Köder angelockt, ganz nah im Wasser. Jubby, der jüngste von den Dreien begann den Hai an der Schwanzflosse aus dem Wasser zu ziehen. Der wehrte sich natürlich mit aller Kraft und schüttelte und zerrte dass das Wasser nur so spritzte. Das sah nach Spaß aus! Als wir uns vergewissert haben dass es Ungefährlich ist fingen wir an die Haie aus dem Wasser zu ziehen. Lustige Angelegenheit. Auffällig ist, dass sich der Hai nicht glatt wie ein Delfin anfühlt sondern eher eine raue Struktur hat die mehr an Schmirgelpapier als an Fisch erinnert. Doch trotz der Griffigkeit und vereinten Kräften haben wir es nicht geschafft den ca. 2m langen Hai aus dem Wasser zu ziehen. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Nach dem Spaß mit den Haien haben wir uns noch mit den drei Aborigines unterhalten. Sie gehen jeden Tag fischen und wollten uns Zeigen was sie so machen. Also sagten sie, sie können uns zum Fischen mitnehmen. Das musste man uns kein zweites Mal fragen. Sie waren mit einem Auto da, dass in keinem Land der Welt eine Zulassung bekommen hätte. Es hatte wahrscheinlich auch keine. Die Bremsen funktionierten garnicht. Das Licht auch nichtt und von dem Rest weiß ich es nicht genau. Doch in der Community fuhren sie Fröhlich damit herum ohne dass es irgendjemanden gestört hätte. No Worries. Ich hatte auch nichts einzuwenden. Wenigstens hatte ich einen funktionierenden Anschnallgurt. Als wir in der Siedlung an ihrem Haus angekommen sind haben sie ein paar Speere, Netze, Leinen und alles was man sonst noch so zum Fischen braucht eingeladen und wir sind zu einem anderen Strand gefahren wo ein kleines Metallbötchen (engl. Tinny) am Strand lag. Da wir über ein Allradfahrzeug verfügten haben wir das Boot mit dem Auto zum Wasser ziehen können. Das lag nämlich ca. 100m von der Wasserkante entfernt da es bei Hochwasser abgelegt worden ist. Wir fuhren also mit Jubby und seiner Mutter Alice, eine begnadete Fischerin, raus um unser Glück zu versuchen. Obwohl wir alle den gleichen Köder verwendeten und alle am gleichen Ort fischten fing Alice ca. fünf mal mehr fische als wir. Doch wir lernten viel dazu. Zum beispiel wie man die Handleinen am besten weit ins Wasser wirft, wie man den Köder befestigt und was man zum Fangen der Fische braucht.

Sunset

Ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang hatten wir genügend Fische zusammen. Dann fuhren wir langsam wieder mit dem Boot zurück zur Siedlung. Die Familie denen das Land hier gehört erlaubte uns am Strand zu zelten. Wir freuten uns, da es sonst nur einen Zeltzplatz mit Weißen für viel Geld in Cape Leveque gab. Doch da es frisch wurde und wir vom Fischen etwas nass waren luden sie uns ein bei Ihnen zu Hause eine heiße Dusche zu nehmen. Am Strand angekommen machte Jubby innerhalb von drei Minuten ein Lagerfeuer an dem wir uns alle wärmen konnten. Wieder was gelernt! Wir verstauten die die Sachen und die gefangenen Fische in den Autos und fuhren zurück zu Alices haus. Greg und ich entschuppten die Fische und nahmen sie aus nachdem uns gezeigt wurde wie wir das Messer führen müssen. Als ich anfing einen Fisch zu entschuppen zappelte dieser wild herum. Vorher hatte er 30 Minuren reglos dagelegen. Anscheinen war er noch nicht tot. Das sollte sich aber schnell ändern. Inzwischen hatten die Mädels geduscht und sich aufgewärmt. imgp2859Wir bereiteten den Fisch mit Backkartoffeln und Gewürzen zu und tranken einen heißen Tee. Während die Fische im Ofen waren hatten wir unsere heiße Dusche. Das tat richtig gut nach dem vielen Salzwasser und der Kühle am Abend. Es war recht windig, jedoch hatten wir schon bei windigeren Verhältnissen gezeltet. Wir freuten uns über die Gastfreundschaft und schauten uns Stumm an, doch jeder dachte genau das Selbe. Doch dann wurde dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt. Alice lud uns ein bei ihr im Haus zu schlafen. Sie breiteten Matratzen auf dem Boden im Wohnzimmer aus und gaben uns Decken und Kissen. Das hatten wir nicht erwartet und das hat uns die ohnehin schon verschlagene Sprache noch mehr verschlagen.

Der Fisch war mittlerweile fertig und der Tisch gedeckt, sodass wir unseren Fang zu leibe rücken konnten. Wegen meiner Intoleranz auf Fisch habe ich mich natürlich zurückhalten müssen, obwohl der so lecker war.

Am späteren Abend hatten wir noch viel Spaß und schliefen irgendwann erschöpft und zufrieden ein.

Am nächsten morgen machte ich Pancakes für alle. imgp2901 Wir fuhren nochmal mit Alice und Jubby zum Fischen raus und lernten wieder mehr über die Kunst das Leben aus dem Wasser zu ziehen. Dieses Mal kamen wir später zurück, sodass wir am Abend nicht mehr zurück fahren konnten. imgp2962Also hat Alice uns schon wieder eingeladen bei ihr zu Übernachten. Wir wärmten uns wieder mit Tee und einer heißen Dusche auf und aßen den Fisch. Am nächsten Vormittag fuhr Greg mit Alice und Bruce, ihrem Bruder und Künstler indigener Malerei, nach Broome um ein Paar Besorgungen zu machen und weil Bruce gechäftliches in seiner Galerie in der Stadt zu tun hatte. Broome ist die nächste Stadt und ca. 250 km von One Arm Point entfernt. Während sie unterwegs wahren fuhren die Mädels, Jubby und ich aufs Riff raus und versuchten unser Glück beim Fischen. Da wir Alice nicht dabei hatten wollte es aber nicht so richtig klappen. Nach einer weile Fahrt durch flaches Gewässer sahen wir eine Muschel (Clam shell) auf dem Grund. Ich sprang (nach Anweisung von Jubby) aus dem Boot und hob die Muschel auf und setzte sie ins Boot. Sie war ca. 15 Kg schwer und nicht auf dem Boden Festgewachsen wie ich zuerst angenommen hatte. Das sollte reichen. Unser Abendessen war gerettet. Wir machten uns auf den Heimweg. imgp2868 Als wir ankamen waren Alice und Greg noch nicht aus Broome zurück. Jubby zeigte mir wie man die Muschel öffnet und zubereitet. Es gab „clam shell soup“. Sojasauce, Curry und Kartoffeln, und natürlich das Muschelfleisch. Sehr lecker. Dazu gab es Reis.

Wir schliefen wieder wie gewöhnlich 🙂 bei Alice im Wohnzimmer. Nach dem Aufstehen machte Greg einen Schokoladenkuchen in der Mikrowelle die Alice aus Broome mitgebracht hatte. Ich schrieb mir das Rezept auf und werde es auch irgendwann mal probieren einen Kuchen ohne Ofen zu Backen. Eigentlich ist das der Perfekte Backpacker-Kuchen, da die Hostels oft nicht über einen Backofen verfügen, im Normalfall aber Mikrowellen und Wasserkocher haben.

Wieder fuhren wir mit Alice und Jubby zum Fischen raus. Diesmal war ein Freund von Jubby aus der Siedlung dabei. imgp2956Wir luden die Mädels auf einer Insel ab an der sie von Land aus fischten und fuhren weiter, ein ganz anderes Abenteuer zu erleben. Vier Jungs, eine Kiste Bier und ein Boot. Und das Wichtigste: ein drei Meter langer Speer mit festgebundener Pfeilspitze.

Wir gingen auf Schildkrötenjagt! Wow, eine „once in a life time experience“ -sowas erlebt man kein zweites Mal. Niemandem anders als den Aborigines ist es erlaubt diese Tiere zu jagen oder zu fangen. Sie machen das schon seit Tausenden von Jahren und es ist ihre Kultur die von Generation zu Generation weitergetragen wird. Sie überfischen die Bestände auch nicht und schlagen keinen Profit aus der jagt. Fängt jemand anders eine Schildkröte droht ihm eine Strafe von $10.000!

Wir fuhren also raus und suchten nach Schildkröten. Da diese die gleiche Farbe wie der untergrund haben sind sie schwer zu entdecken. Unser Vorteil jedoch ist, dass sie zum Atmen an die Oberfläche müssen. Jubby Stand auf dem Buk und hielt den Speer in der Linken Hand. Mit der Rechten gab er die Richtung und Geschwindigkeit an seinen Freund, der den Außenborder bediente weiter. Doch es war nichts in Sicht.  Jubby setzte sich ins Boot und wir fuhren weiter hin und her. Und so langsam wurde mir langweilig, doch dann sprang Jubby aufs Buk uns fuchtelte wild mit den armen herum. Endlich wieder Spannung. Ich hatte zwar keine Schildkröte gesehen, aber die Jungs wissen schon was sie tuen. Doch wieder nichts. Der Speer tauchte vergeblich ins Wasser.  imgp2929Es war bereits spät geworden und wir erreichten das letzte Riff auf dem wir die Chance hatten eine Schildkröte zu finden. Doch es sah nicht gut aus. Ich ließ die letzten Tage Revue passieren und freute mich über das erlebte. Wir würden auf die Insel fahren wo die Mädels sicher genug Fisch für die nächsten drei Tage gefangen hätten. Gedankenversunken und im Takt des Boots schunkelnd fuhren wir der Tiefstehenden Sonne entgegen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Jubby sprang wieder auf den Buk, legte den Speer an, doch dieses Mal schien er sicherer zu sein, er gab Anweisungen per Hand an den Steuermann, der diese, präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, in Fahrbewegungen umsetzte. Das Boot schwankte nach rechts und nach links und wir fuhren schneller als vorhin. Jetzt holte Jubby aus und versenkte den Speer vor dem Boot im Wasser. Ruckartig schlug das Seil hinterher. „Halt die leine fest „ schrie Jubby über die Motorengeräusche kaum hörbar. Ich griff nach dem Seil und merkte wie sich dieses sofort spannte. Das Boot drehte um und das Seil zog blitzartig nach hinten.Dabei schwappte eine große Welle ins Boot die mich fast komplett in Salzwasser einhüllte. „Loslassen“ hörte ich jubby rufen. Das tat ich nur zu gern. Wir verloren an Geschwindigkeit und es wurde etwas ruhiger. Jetzt zogen wir mit vereinten Kräften an dem Seil dessen Ende die Speerspitze und die Schildkröte hervorbrachte. Der letzte halbe Meter des Speers war, im 90° Winkel zum Rest verbogen. Das Tier wog ca. 35-40 Kilo und brauchte einiges an Kraft um aus dem Wasser ins Boot gezogen zu werden.

Nachdem die Kröte im Boot lag mussten wir unsere Plätze wechseln da wir sonst aufgrund des Extragewichts nicht ausbalanciert waren.

An der Insel angekommen staunen die Mädels nicht schlecht was wir dort mitgebracht hatten. Wir verstauten alles im Boot und fuhren wieder in die Siedlung.

Jubby und sein Kumpel zeigten uns wie man die Schildkröte ausnimmt und pariert. Unsere weibliche Begleitung versteckte sich währenddessen im Haus. Ich erspare euch an dieser Stelle die Blutigen Details und verweise auf die Bilder auf meiner Flickr Seite, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte 🙂 Obwohl dieser Artikel mitterweile schon weit mehr als 1000 Worte beinhaltet.

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Das Fleisch haben wir eingefroren und einen Teil der Innereien den Hunden zum Fressen gegeben. Etwas fleisch sollte heute abend für uns zum Abendessen ausreichen. Insgesammt könnte man mit der ganzen Schildkröte 7-8 Familien in der Siedlung versorgen. Wir haben das Fleisch mit Curry und Mehl paniert und dazu Kartoffeln oder Reis gegessenimgp2971

Der nächste Morgen verlief Ruhig. Wir sind spät aufgestanden und haben am Vormittag unsere Sachen gepackt. Denn DIESES MAL wollte wir wirklich abreisen. Es hat uns zwar sehr gut gefallen doch noch länger konnten wir uns nicht aushalten lassen. Bruce zeigte uns noch einige seiner Bilder. Unteranderem hatte er auch sein altes Auto bemalt. Das hat er dann für viel Geld verkauft.

Wir machten noch ein Gruppenfoto zusammen und nahmen dann nach vier wunderbaren Tagen schweren Herzens Abschied voneinannder und machten uns auf die dreistündige Reise nach Broome.

Eine Tolle Zeit

Vielen Dank, Alice, Jubby!

Thank YouClick to enlarge / Klicken zum vergößern

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